Alle Weingüter in Freinsheim, unsere Empfehlungen:
Weisbrod – Hotel, Restaurant, Weinstube, Weingut, FeWo
Gewerbestraße 7
67251 Freinsheim
Altes Landhaus – Wein- und Feriengut
Hauptstraße 37
67251 Freinsheim
Kirchner – Weingut
Burgstraße 21
67251 Freinsheim
Kreuzhof – Weingut + Gutsausschank
Erpolzheimer Straße 1
67251 Freinsheim
Oberholz
Wenjenstraße 58
67251 Freinsheim
Rehg
Herrenstraße 2
67251 Freinsheim
Gänsfüßer, Malvasier und Co
Fast vergessene Rebsorten – Ein kleines Stück Weingeschichte
Die Weinberge in und um Freinsheim gleichen einem Meer von Grün. Die vorherrschenden Rebsorten bei den Weißweinen sind Riesling, Müller-Thurgau, Kerner, Silvaner, weißer und grauer Burgunder (Ruländer). Bei den roten Weinen prägen Dornfelder, Portugieser und Spätburgunder das Bild.
Im frühen Herbst ist es besonders schön, wenn man sich bei einem Spaziergang, einer romantischen Kutschfahrt, einer Radtour oder einer geführten Wanderung die schwer behängten Stöcke anschauen kann. Einige Rebstöcke sind wahre Raritäten und waren schon fast in Vergessenheit geraten, verdrängt von modernen, vollmundigen roten Züchtungen wie Cabernet Dorsa, Cabernet Cubin oder Cabernet Mitos sowie wohlklingende, trendige Weiße wie Sauvignon blanc oder Auxerrois. Diese stellen eher Nischenprodukte dar, haben aber eine große Fangemeinde. Namen wie Gelber Orleans, Gelber Heunisch, Früher Malinger, Blauer Urban, Roter Elbling, Malvasier oder Gänsfüßer hingegen sind fast nur noch bei Kennern bekannt und geschätzt. Keine Nachfrage – kein Anbau. Doch es gibt sie noch, diese historischen Rebsorten. Etwa der Blaue Gänsfüßer, eine alte, vermutlich aus südlichen Gefilden stammende Rebsorte, die schon im 16. Jahrhundert in der Pfalz Einzug gehalten haben soll. Später ist der Gänsfüßer an der Bergstraße, in Württemberg, in und um die Steiermark sowie Südtirol und den angrenzenden Weinbaugebieten verbreitet gewesen. Heute stellt sie wie die anderen „Alten“ eine absolute Spezialität dar, die kommerziell so gut wie gar nicht in Erscheinung tritt und nur unter historischen Aspekten Beachtung findet.
Denn trotz starker Verbreitung und des ersten deutschen Rebsortenerlasses am 15. Juli 1584 für Neustadt durch den Kurfürsten von der Pfalz, Johann Casimir, verschwand die Rebsorte nach und nach. Sie blieb gerade noch vornehmlich als Hausrebe in Haßloch erhalten, wo sie heute noch Hofflächen und Häuser umrankt.
Vor allem ihre Ergiebigkeit stand einst im Blickpunkt. 1781 berichtete ein Neustadter Weinbuchautor von einer Rebe, die 350 Liter Wein im Jahr einbringe. Die Rebe wurde zusätzlich noch für eine gute Haltbarkeit gerühmt, ein Merkmal, das für Rotweine immer wünschenswert ist. Eigenschaften, die für das Dienstleistungszentrum
Ländlicher Raum in Neustadt (DLR) noch heute Grund genug sind, die Sorte im Versuchsanbau weiter zu vermehren. Im Gegensatz dazu stehen die schon erwähnten Neuzüchtungen, für die der Markt nach und nach etwas größer wird. Zu ihnen zählt interessanterweise auch der Dornfelder, Jahrgang 1956, der seinen Siegeszug
vor allem in der Pfalz führte. Die Eltern dieser Kreuzung, Helfensteiner und Heroldrebe, haben für den Weinmarkt keine Bedeutung. Der Spross der beiden, der eigentlich als sogenannter Deckrotwein zur Intensivierung farbschwacher Rotweine gedacht war, machte eine steile Karriere. Samtig, gehaltvoll und markant sind die Weine dieser Rebsorte, die bestens zu Braten oder aromatischem Käse harmonieren. Immerhin rangiert der Dornfelder nach dem Riesling auf Platz 2 im gesamten Rebsortenspiegel der Pfalz. Und dort wird er wohl auch die Angriffe der Cabernet Dorsa, Mitos oder Cubin überstehen.
Ein kleines Stück Geschichte trägt auch der Grauburgunder in sich. Ihn kannte man vor allem in lieblicher Variante als Ruländer, bei trockenem Ausbau trägt er diesen Namen aber nicht mehr. Ein Apotheker namens Johann Seeger Ruland fand 1711 die verwilderte Sorte, die es als Grauburgunder zu großen Ehren brachte und zu den mit am meisten ausgebauten Rebsorten der Pfalz zählt.
Aber wie sieht es mit den historischen Sorten aus?
Hier ein kleiner Tipp für die nächste Kutschfahrt oder Wanderung durch die Urlaubsregion: Wenn Sie abseits der angelegten Rebzeilen vielleicht an Hauswänden oder wild wachsend eine stark baumartig ausgeprägte Rebe sehen, deren Triebspitze kahl, hellgrün und glänzend, die Blätter groß, derb und die Oberseite glänzend sowie tief fünflappig gebuchtet sind, könnte es sich um einen Blauen Gänsfüßer handeln. Wenn dann die Traube noch groß und lang locker hängend ist, die Beeren mittelgroß, rund, dunkelblau und dünnschalig sind, braucht es nur noch den sofortigen Geschmackstest: Saftig und fruchtig.
Quelle: „Auslese“ 2011