Der Festungs- Rundweg führt Sie durch die Geschichte von Germersheim
Start der Rundtour ist der Parkplatz an der August-Keiler-Straße. Von dort aus geht es durch die erhaltenen Anlagen der ehemaligen Festung Germersheim, nahe dem Weißenburger Tor, eines der beiden ehemaligen Stadttore.
Sie folgen dem nach Süden abgehenden Fußweg durch die Parkanlage, am ehemaligen Waffenplatzreduit vorbei erreichen Sie nach kurzer Zeit bereits die Grabenwehr der ehemaligen Fronte Lamotte.
Die der eigentlichen Hauptumwallung vorgelagerten Grabenwehren waren ein Charakteristikum der im sogenannten „Kaponniersystem“ errichteten Festung Germersheim.
Sie folgen der Beschilderung und erreichen das südliche der beiden ehemals zur Fronte Lamotte gehörenden Reduits.
In unmittelbarer Nähe dieses Gebäudes ist der Standort eines Bronzereliefs, das das Aussehen der ehemaligen Festung und die Lage der einzelnen Festungsgebäude dem Betrachter veranschaulicht.
Sie passieren nun eines der ehemaligen Exerzierhäuser und gelangen bald darauf zur früheren Seysselkaserne, in der heute der „Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft“ untergebracht ist.
Die Kaserne Seyssel, benannt nach dem General Graf Seyssel d’Aix (1776-1855), war die größte Kriegskaserne der Festung und bietet auch heute noch mit ihrer 284 m langen Front dem Betrachter ein beeindruckendes Bild. Die Flügel des Bauwerks sind im Winkel von 45 Grad vorgebogen. Etwa 100 m vor der Mitte des Gebäudes wurde im Jahr 1834 der Grundstein zur Festung Germersheim gelegt. 100 Jahre später gehoben, fand er schließlich seine Bleibe vor dem Ludwigstor.
Von der Straße „An der Hochschule“ gelangen Sie in den Bereich der ehemaligen „Fronte Beckers“. Ein Abstecher auf das noch erhaltene Stück des früheren Hauptwalls ist unbedingt zu empfehlen, von hier hat man einen guten Überblick über Lage und Ausmaße der Anlagen der Fronte Beckers.
Von der ehemaligen Hauptumwallung der Festung ist neben dem Abschnitt in unmittelbarer Nähe des Weißenburger Tors nur dieses größere Stück erhalten geblieben, in das drei torturmartige Walltraversen eingelassen wurden, die in ihrem unteren Teil hochgewölbte, 40 m lange Poternen (Durchgänge unter dem Wall in den Hauptgraben und in die dortigen Verteidigungsanlagen) aufweisen. Die Wallkrone selbst wird von den drei Walltraversen (heute: „Sängerheim“, „DRK-Heim“ und „Pfälzerwaldheim“) im oberen Teil überragt. Die in diesen Traversen vorhandenen Geschützstände dienten ehemals zur Beschießung des Vorfeldes und zum flankierenden Bestreichen des Walles.
Sie biegen links ab und erreichen über die Straße „An Fronte Beckers“ die linke Seitenpoterne, dort biegen Sie nach rechts ab (Wegweiser „Musikschule“). Auf dem abfallenden Weg wird das Gefälle zwischen dem Niveau der damaligen Stadt und dem tiefergelegenen Hauptgraben deutlich. Nach dem Durchschreiten der im unteren Teil zur Grabensohle gelegenen Stirnmauer erreichen Sie die Grabenwehr der ehemaligen Fronte Beckers („Hufeisen“).
Dieser noch vollständig erhaltene Teil der ehemaligen Festung, der das für die Festung Germersheim typische Befestigungssystem exemplarisch verdeutlicht, wurde benannt nach dem bayerischen General Karl August Reichsgraf von Beckers zu Westerstetten (1770-1832). Bei der Grabenwehr (heute sind darin die Städtische Musikschule und das Jugendzentrum untergebracht) handelt es sich um einen kasemattierten Verteidigungsbau, welcher in etwa der Form eines Hufeisens entspricht, mit einem geräumigen Mittelhof. Er hatte den Zweck, nach rechts und links mit je sechs Geschützen, die in bombensichere Kasematten eingebaut waren, den Hauptgraben auf einer Strecke von je 200 m zu bestreichen. Jede der insgesamt sieben Fronten der Festung verfügte über einen solchen Bau, der je nach Lage und der im Gelände vorgegebenen Möglichkeiten einschenklig oder , wie im Fall der Fronte Beckers, zweischenklig ausgebaut war. Die Hauptumwallung, von der Sie von der Grabensohle aus ein eindrucksvolles Bild erhalten, umzog die Stadt auf einer gesamten Länge von rund 3000 m. Sie war an ihrer zur Stadt hin gewandten Seite mit Erde aufgeworfen, während sie an der Vorderseite fast 10 m hoch gemauert war und eine 7 m hohe Böschung trug. Hinter der Stirnmauer des Walls verlief die Infanteriegalerie, welche durch die Poterne zugänglich ist.
Am Gebäude der Grabenwehr vorbei folgen Sie der zum Deckwall aufsteigenden Rampe und gelangen auf der gegenüberliegenden Seite des „Hufeisens“ wieder in die Grabensohle, wo Sie sich nach links wenden. Nach dem Durchschreiten eines gemauerten Durchgangs erreichen Sie den 20 m breiten Graben der Fronte Beckers, der die Form eines gleichschenkligen Dreiecks einnimmt. Im Bereich des Durchgangs blicken Sie nach links in die „Infanteriegalerie“, die hinter der Stirnmauer des Deckwalls verläuft.
Neben den rückwärtigen Enden der Wallschenkel liegen Flankierungsbatterien (Grabenflanken), die mit je drei Geschützen den Graben nach vorn bestreichen konnten. Rechts und links der Grabenflanken sehen wir die Waffenplatzreduits in der Form eines sehr flach auseinander gebogenen Hufeisens, dessen Enden durch eine Schartenmauer untereinander verbunden sind, so dass jedes in sich eine kleines Festung darstellt, die sich inselartig nach allen Seiten hin verteidigen konnte. Jedes Reduit war mit 12 Kanonen bestückt und diente der Unterbringung von Ausfalltruppen. Der äußere Grabenrand besteht aus einer starken Sandsteinmauer, hinter der die Minengalerie verläuft. Von ihr aus gehen im rechten Winkel Minengänge ins Vorfeld, von denen aus wieder schräg nach vorne Nebenstollen abzweigen. Dieses Verteidigungs- oder Konterminensystem hatte den Zweck, den Gegner, der sich auf dem Glacis mit Annäherungsgräben heranarbeiteten wollte, durch Sprengungen zu bekämpfen. Die Fronte Beckers verfügte über 15 Hauptstollen und 90 Nebenstollen. Die gesamte Festung hatte, einschließlich der Forts, 83 Hauptstollen und 479 Nebenstollen. Im Hauptgraben der Fronte Beckers befindet sich ein Skulpturenpark mit 10 Plastiken, die im Rahmen des 1997 hier veranstalteten Internationalen Bildhauersymposions entstanden sind.
Über die an dem Reduitgebäude aufsteigende Rampe gelangen Sie in den Bereich des ehemaligen Vorgeländes („Glacis“) und wenden sich nach rechts in die Glacisstraße, um kurz darauf wieder nach links (Richthofenstraße) und danach wieder nach rechts in die Straße „An der Stengelkaserne“ einzubiegen. Hier erreichen Sie auf Höhe der Straßenbiegung zunächst das ehemalige Queichreduit.
Dieses kleinere Gebäude weist sechs Kanonen- und 33 Gewehrschießscharten auf und hatte die Aufgabe, die vom Vorgelände („Glacis“) bis hinter die Stengelkaserne unterirdisch verlaufende Queich zu sichern. Parallel zur Straße verläuft der Bau der ehemaligen Stengelkaserne, die mit einer Länge von 220 m und 270 Schießscharten einen geschlossenen Anblick bietet.
Sie folgen der Straße bis zur Einmündung in die Klosterstraße und biegen nach links ab. Über die sich anschließende Blaulstraße gelangen Sie in den Bereich des Ludwigsparks und nähern sich dem Ludwigstor.
Das Weißenburger Tor und das Ludwigstor bildeten zur Festungszeit die beiden Eingänge zur Stadt und wurden entsprechend gut bewacht. Sechs Jahre nach dem Beginn der Arbeiten zum Bau der Festung war das Ludwigstor fertiggestellt. Das zweistöckige Gebäude ist 73 m lang und musste wegen seines Standorts im Bereich des „Woogs“ (ehemalige Morastarme) auf einem Rost von 850 Eichenpfählen errichtet werden. Die Außenfassade des Gebäudes zieren Statuen, die zwei Krieger in ritterlichidealisierender Darstellung zeigen, welche der Überlieferung nach den bayerischen König Ludwig I. (1825-1848) und den Erbauer der Festung Germersheim, Ingenieur-Oberst Friedrich Ritter von Schmauß (1792-1846) darstellen.
Sie durchschreiten den Durchgang und befinden sich an der Inenseite des Ludwigstors, das in seinem Innern das „Stadt- und Festungsmuseum“ beherbergt, das auf einer Ausstellungsfläche von über 1500 m² seine reichhaltigen Sammlungen zur Stadt- und Festungsgeschichte zeigt (geöffnet an jedem ersten Sonntag im Monat in der Zeit von April bis November, jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr).
Vor dem Gebäude sehen Sie den Grundstein der Festung Germersheim sowie die im Jahr 1891 gepflanzte „Luitpoldlinde“. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das „Octroi-Häuschen“, in dem zur Festungszeit eine der Stadt zustehenden Verbrauchssteuer auf Waren erhoben wurde.
Von hier aus biegen Sie zunächst nach links, danach wieder nach rechts ab und nähern sich, dem Verlauf der Zeughausstraße folgend, am ehemaligen Offizierswohngebäude vorbei (1915 errichtet, heute Notariat) dem Zeughaus der Festung Germersheim.
Der monumentale Bau mit 73 m Frontlänge und zwei Flügeln von jeweils 20 m Länge war als Defensivgebäude konzipiert und diente mit 37 Geschützständen und zahlreichen Gewehrscharten der Verteidigung. In ihm lagerten zur Festungszeit Waffen und Ausrüstungsgegenstände. An den Ecken weisen die Mauern eine Stärke von bis zu vier Metern auf. Vom Betrachter aus gesehen hinter dem Zeughaus liegt noch eine einschenklige Grabenwehr, wie Sie sie bereits von der Fronte Lamotte her kennen mit 14 Geschützkasematten. Das Zeughaus ist seit 1990 Domizil des „Deutschen Straßenmuseums“, das Geschichte und Entwicklung des Straßenbaus mit zahlreichen Ausstellungsgegenständen dokumentiert.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10.00 – 18.00, Samstag und Sonntag 11.00 – 18.00 Uhr, Tel: 07274 – 500 500, Fax.: 07274 – 500 505).
Unmittelbar an das Zeughaus schließt sich die Carnot’sche Mauer an, die den Namen des französischen Festungsingenieurs Carnot, nach dessen System sie errichtet wurde, trägt. Sie stellte einst die Verbindung zwischen dem Zeughaus und dem Proviantamt, dem Sie sich nunmehr nähern, her.
Auf Höhe der Einmündung der Schloßstraße überqueren Sie die Rudolf-von Habsburgstraße und erreichen halbrechts zunächst das ehemalige Arrestgebäude, das 1894 fertig gestellt worden war. Sie passieren das Arrestgebäude und folgen dem in leichter Steigung nach links abbiegenden Fußweg, der Sie am ehemaligen Proviantamt vorbei zum früheren Garnisonslazarett bringt.
Dem Lazarett vorgelagert befindet sich der von Bäumen gesäumte Paradeplatz. Von hier aus nähern Sie sich wieder dem Weißenburger Tor, das Sie nun von der Stadtseite kommend durchschreiten.
An der 61 m langen Stadtseite des Tores liegen drei Torbogen, von denen der mittlere die eigentliche Durchfahrt darstellt, während hinter den beiden anderen Öffnungen nur Vorhallen liegen, die einst zum Antreten der Torwache verwendet wurden. Über die Brücke an der Außenseite des Weißenburger Tors gelangen Sie wieder zum Ausgangspunkt des Rundwegs zurück.