Hans Trapp und der Berwartstein
Adresse
Berwartstein
76891 Erlenbach bei Dahn
Eintrag aktualisiert am
Die romantische Wasgau-Burg Berwartstein (bei Erlenbach gelegen) ist eine der wenigen wiederaufgebauten Burgen in der Pfalz. Hauptsächlich wurde die Burg als Raubritternest des kurpfälzischen Hofmarschalls und Haudegens Ritter Hans von Trotha (Hans Trapp) bekannt, der nach dem Motto lebte „Reiten und Rauben ist keine Schande, das tun die Besten im Lande“.
Hans von Trotha
Andere Schreibweisen sind Hans von Trott, auch von Drot, von Droth oder von Dratt. In der Pfalz und im Elsass ist Hans von Trotha unter den Einheimischen vor allem als Hans Trapp bekannt.
Je nach Sympathie und Blickwinkel sieht man in Hans von Trotha den Guten oder den Bösen. Er wurde verehrt und gefürchtet. Für die einen war er ein Held, für die anderen nur ein gesetzloser Raubritter. Die einen sahen in ihm den Beschützer der Schwachen, andere kannten ihn nur als Schürzenjäger, der sich Frauen und junge Mädchen nahm, wie und wann er wollte. Auf seinen Charakter kann man sich also nicht eindeutig festlegen.
Bekannt ist aber sein Leben. Der Ritter Hans von Throtha wurde als 4. Sohn des erzbischöflichen-magdeburgischen Marschalls Thilo von Trotha geboren. Das Adelsgeschlecht der von Trothas stammt aus dem Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Das Stammhaus ist die Burg Trotha im heutigen Halle-Trotha. Erstmals urkundlich namentlich erwähnt sind 1292 Willibertus und Tilo de Trote. Mit Nicolaus von Trotha (1376 – 1412) beginnt die direkte Stammreihe. Der Stammsitz Burg Trotha wurde 1427 von hallischen Truppen zerstört. Deshalb trat die Familie von Trotha die Burg 1445 an das Kloster Neuwerk ab. In den folgenden Jahrzehnten bis 1500 erwarb die Familie von Trotha sieben neue Hauptsitze, fünf davon in der Umgebung von Halle. Darunter befindet sich auch die Burg Krosigk, die bis 1813 im Besitz der Familie blieb.
Hans von Trotha ist wahrscheinlich auf dieser Burg Krosigk geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, es kann aber nicht vor 1444 liegen. Denn der 1443 geborene Thilo von Trotha, der spätere Bischof von Merseburg, war sein älterer Bruder. Das Wappen des Hans von Trotha zeigt u.a. den Raben, das traditionelle Wappentier dieser Adelsfamilie.
Das Stammwappen der Adelsfamilie von Trotha zeigt auf Gold einen Raben, der im Schnabel einen goldenen Ring hält. Über dem Wappenschild sind schwarz-goldene Decken zu sehen mit einem Helm, auf dem ein silberner Wolf sitzt.
Hans von Trotha heiratete Anna, eine Frau des Adelsgeschlechts Helmstatt aus dem südwestdeutschen u. lothringischen Raum. Aus dieser Verbindung ging ein Sohn hervor, Christoph. Dieser folgte später seinem Vater als Burgherr des Berwartsteins nach, nachdem er mit dieser Burg 1511 durch den Kurfürsten Ludwig den Friedfertigen belehnt wurde. Anna von Helmstatt überlebte ihren Mann sechzehn Jahre, sie starb 1519.
Christoph heiratete Margaretha Sturmfeder von Oppenweiler, mit der er eine Tochter Martha hatte. Martha wiederum heiratete Friedrich den Alten aus dem elsässischen Adelsgeschlecht von Fleckenstein. Sie starb jedoch schon früh 1536. So blieb Christoph ohne männliche Nachkommen und die Linie von Berwartstein erlosch mit seinem Tod 1545.
Christophs verwitwetem Schwiegersohn Friedrich der Alte von Fleckenstein fiel nun das Erbe zu, das vor allem aus der Lehnsherrschaft über die Burgen Berwartstein und Grafendahn bestand. Diesem folgte bereit 1549 sein Sohn Hans von Fleckenstein nach, also der Urenkel Hans von Trothas.
Wie erwähnt, war Hans von Trotha ein nachgeborener (vierter) Sohn der Adelsfamilie, folglich wäre ihm das Erbrecht erst nach seinen drei älteren Brüdern zugefallen. Auf diesen ungewissen Fall wollte Hans nicht warten und trat deshalb schon als junger Mann gegen Ende der 1470er Jahre in den Dienst von Philip dem Aufrichtigen, dem Kurfürsten und Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg. Hergestellt hatte diese Verbindung zu Philip wohl dessen Verwandter, der Erzbischof Johann von Magdeburg, ein Gönner seines Bruders Thilo.
Hans von Trotha bewährte sich in seinem Dienstverhältnis anscheinend sehr gut, denn er wurde in kürzester Zeit zum Marschall, d.h. dem obersten Heerführer der kurpfälzischen Streitkräfte, ernannt.
Sein Herr, Philip der Aufrichtige, belehnte ihn für seine Kriegserfolge im Jahr 1480 mit 2 Burgen, mit der Burg Berwartstein bei Erlenbach „samt allem Zugehör“ und mit der Burg Grafendahn in Dahn. Beide Burgen liegen im südpfälzischen Teil des Wasgaus. Dort und im angrenzenden Elsass kennt man heute noch den Ritter vor allem als „Hans Trapp“ oder (seltener) „Hans Trott“ bzw. „Hans Drot“.
Innerhalb von vier Jahren baute Hans von Trotha den Berwartstein als Wohnstätte aus und verstärkte ihn militärisch, unter anderem durch die Modernisierung der Verteidigungsanlagen. Nach Beendigung dieser Verstärkungsmaßnahmen galt der Berwartstein für die damalige Zeit als uneinnehmbar. Zusätzlich ließ Hans von Trotha 1484 auf dem der Burg gegenüberliegenden Nordhang des Nestelbergs, 270 Meter Luftlinie von der Hauptburg entfernt, das Vorwerk „Klein-Frankreich“ errichten. Dieses Vorwerk bestand hauptsächlich aus einem mächtigen Batterieturm, auf dessen Plattform langrohrige Feldschlangen standen. Mit dem Bau des Vorwerks war es nun möglich, den Feind bei Belagerungen des Berwartsteins von zwei Seiten unter zielgenaues Kreuzfeuer zu nehmen.
Feldschlangen sind Kanonen des späten Mittelalters. Sie wurden auch Kolubrinen oder Kalverinen genannt. Der Name „Feldschlange“ kommt in Deutschland um 1440 auf und stammt höchstwahrscheinlich von den anfangs als Schlangen- oder Drachenkopf gestalteten Mündungen der Kanonen.
Der Berwartstein
Geschichte
Die Burg Berwartstein wurde im 12. Jahrhundert als Reichsburg gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt ist sie 1152. Sie wurde auf einem 280 Meter hohen Felsklotz östlich des Dorfes Erlenbach erbaut. Der untere Teil der Burg ist vollständig in den Felsen gemeißelt. Mit dieser Burg sollte die Straße zwischen dem Fleckenstein und der Reichsburg Trifels überwacht werden, außerdem war sie aber auch als Konkurrenz zu den Gegnern auf der Burg Dahn gedacht.
Wahrscheinlich wurde der Berwartstein zwischen 1125 und 1133 durch Friedrich den Einäugigen von Hohenstaufen als Schirmvogt der Abtei Weißenburg gebaut. 1152 übereignete Friedrich Barbarossa die Burg an Bischof Günther von Speyer, der gleichzeitig Abt von Weißenburg war. In den Jahren zwischen 1152 und 1201 blieb das Hochstift Speyer Eigentümer der Burg.
Im 13. und frühen 14. Jahrhundert war die Burg Sitz des Rittergeschlechts von Berwartstein, einer Ministerialenfamilie im Hochstift Speyer. Der erste anno 1201 urkundlich erwähnte Berwartsteiner war Rudolf von Berwartstein. Er und die nachfolgenden Besitzer vom Berwartstein machten die umliegende Gegend wahrscheinlich als Raubritter unsicher.
Deshalb wurde die Burg 1314 von einer Allianz der Städte Straßburg und Hagenau belagert. Ob die Bürger und Kaufleute jener Städte wirklich immer wieder von den Rittern ausgeraubt oder gegen Lösegeld gefangen gehalten wurden, ist nicht gesichert. Vielleicht wollten die Städte auch nur einen unliebsamen Gegner ausschalten. Die Belagerer griffen vom Nestelberg südlich der Burg an, dem 200 Jahre späteren Erbauungsplatz von Kleinfrankreich. Hier waren sie vor Angriffen aus der Burg sicher, konnten sie aber gut einsehen und mit Wurfgeschossen erreichen. Mit Hilfe einer Blide wurden große Gesteinsbrocken auf die Burg geschleudert.
Die „Blide“ (auch Tribock oder Trebuchet genannt) war die größte und präziseste Wurfwaffe im Mittelalter. Sie war eine Unterform des Katapults. Durch Federkraft, Gravitationskraft oder durch Muskelkraft, also ohne Treibladung, wurde sie betätigt. Als Fernwaffe reichte ihre Wurfweite bis zu 300 Metern. Geschleudert wurden ca. 10 – 120 Kilogramm schwere Kugeln oder Steine.
Doch auch dieser Beschuss allein reichte nicht aus, die Burg zu zerstören. Deshalb rückten die Belagerer bis an den Halsgraben vor und begannen mit Unterminierungen.
„Halsgräben“ wurden künstlich um eine Burg angelegt, um Seiten zu sichern, die nicht durch natürliche Hindernisse geschützt waren. Meist war es die Bergseite, die dann an der engsten Stelle getrennt wurde („Flaschenhals“). Die Burg war dann nur noch über eine Zugbrücke erreichbar.
Die Angreifer gruben steile Schächte durch den Felsen hindurch, damit wollten sie unter die Mauern der Oberburg kommen. Oberhalb dieser Schächte entzündeten sie starke Feuer, um den Sandstein porös zu machen. Dann konnten sie ihn leichter abschlagen. Es war eine mühselige Arbeit, pro Tag kam man nur ungefähr einen Meter voran.
Endlich nach fünf Wochen erreichten sie ihr Ziel. Die Burginsassen unter Führung von Eberhard von Berwartstein ergaben sich, obwohl der Gang noch nicht die Oberburg erreicht hatte. Eine Vermutung für die frühzeitige Aufgabe der Burg ist, dass die Besatzung damit den Einsturz der Burg verhindern wollte. 30 Mann wurden gefesselt nach Straßburg geführt. Fünf Jahre später jedoch, Ende des Jahres 1319, vereinbarten die Herren von Berwartstein einen Sühnevertrag mit der Stadt Straßburg, um den Streit beizulegen. Die Gefangenen und die Burg wurden freigekauft.
Die Schäden an der Burg waren aber so gewaltig, dass sich ein Wiederaufbau für die Berwartsteiner nicht lohnte. Auch hatten die vielen Fehden und der Sühnevertrag mit Straßburg die Familie Berwartstein in den Ruin getrieben. Deshalb verkauften sie die Burg 1343 an die Herren von Weingarten, Verwandte ihrer Familie. Diese wiederum veräußerten die Burg schon 5 Jahre später für 800 Heller an das Benediktinerkloster Peterstift in Weißenburg.
Das Kloster, das über keine weltliche Macht verfügte, setzte Beamte als Burgherren ein. Diese Beamten hatten den Burgverwalter, auch „Keller“ genannt, zu besolden. Er erhielt jährlich „2 Pfund Heller, ein Gewand, eine Hose und ein Paar Schuhe“. Bezahlt wurden auch eine Magd und vier Burgwächter. Die Bewohner der Burg waren also keine militärische Besatzung, es lebten nur wenige Bedienstete dort.
Die Benediktinerabtei Weißenburg blieb bis in das Jahr 1479 Eigentümerin der Burg Berwartstein. Dann verlor die Abtei die Burg an die Kurpfalz. 1453 begab sich das Kloster unter den Schutz des Kurfürsten, somit erhielt die Kurpfalz das Öffnungsrecht am Berwartstein, die Burg wurde also in die kriegerischen Auseinandersetzungen des späten 15. Jahrhunderts mit hineingezogen.
„Öffnungsrecht an Burgen“ bedeutete im Mittelalter die Pflicht eines Inhabers einer Burg (Öffner), die Truppen des Lehn-, Territorial- oder Schirmherrens („Öffnungsinhaber“) unentgeltlich in seine Burg aufzunehmen. Solche Anlagen wurden als „Offenhaus“ bezeichnet. Das Recht zur Öffnung stand ursprünglich nur dem König zu, ging aber im Laufe des Mittelalters auch auf Herzöge und Lehensherren über.
Die Wasserfehde von Weissenburg:
In der „Weißenburger Fehde“ der Kurpfalz gegen die Stadt Weißenburg, besetzten die Eckbrechte von Dürkheim, Ganerben von Drachenfels und Lehensleute des Kurfürsten, den Berwartstein. Nach dem Friedensschluss mussten sie 1472 jedoch die Burg an ihren Lehensherrn herausgeben. Der Berwartstein blieb im Besitz der Kurpfalz. Die Mönche in Weißenburg protestierten vergeblich.
Eine „Ganerbschaft“ war nach altdeutschem Erbrecht das gemeinsame Familienvermögen, vorwiegend Grundbesitz, über das Ganerben nur gemeinsam verfügen konnten. Gegenstand solcher Rechtsverhältnisse war meist ein gemeinschaftlich erbautes oder erobertes Schloss oder eine Burg (Ganerbenburg). Die Regeln des Zusammenlebens sowie die Nutzungsrechte wurden meist durch sogenannte“ Burgfriedensverträge“ geregelt.
1480 übergab Kurfürst Philip der Aufrichtige den Berwartstein an Hans von Trotha. Die Übergabe des Berwartstein an Hans von Trotha barg reichlich Zündstoff, denn die Mönche des Benediktinerklosters Weißenburg (8 km südlich gelegen, heute Wissembourgh im französischen Elsass) unter Abt Henricus (Heinrich) sahen sich als Eigentümer dieses Gebiets. Abt Henricus leitete das Kloster mehr als 20 Jahre von 1475 bis 1496. Er war der Meinung, dass die Kurpfalz mit dem „Berwartstein samt Zugehör“ kein rechtmäßiges Eigentum erworben hatte. Das Kloster hatte sich nämlich 1453 lediglich unter den Schutz des Kurfürsten stellen wollen, indem es ihm das Öffnungsrecht gewährte.
Als schließlich 1485 Hans von Trotha von der Abtei zu der Burg noch das „Zugehör“ einforderte, bat der Abt um den Beistand des Kurfürsten. Der reagierte aber anders, als die Mönche es erhofft hatten. Nach längerem Hinhalten und vielen Ausflüchten erhob er schließlich Hans von Trotha in den Rang eines Marschalls und verkauft ihm die gesamten strittigen Liegenschaften.
Militärisch wäre Hans von Trotha der Auseinandersetzung mit dem Kloster Weißenburg keinesfalls gewachsen gewesen. Deshalb griff der Ritter zu einer List. Er quittierte den Widerspruch der Mönche mit einem unangekündigten Anstauen der Wieslauter bei der Ortschaft Bobenthal (5 km südlich des Berwartstein). Die tiefer gelegene Klosterstadt war somit von heute auf morgen vom Trinkwasser abgeschnitten. Bei Bobenthal durchfließt die Wieslauter einen Engpass, der durch den Bobenthaler Knopf (534 m) auf pfälzischer Seite und durch den Dürrenberg (521 m) auf elsässischer Seite gebildet wird.
Die Mönche reagierten daraufhin mit noch heftigeren Protesten, die Hans von Trotha aber keineswegs beeindruckten. Im Gegenteil: Ohne Vorwarnung ließ er den Damm einreißen, sodass das aufgestaute Wasser Weißenburg überflutete und dort große Schäden anrichtete. Dieses Ereignis ging als die Wasserfehde von Weißenburg (1485) in die Geschichte ein.
Der Zwist des Klosters mit Hans Trapp beschäftigte nach Kurfürst Philip auch den römischen deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. und sogar die Päpste Innozenz VIII. und Alexander VI. Die Ereignisse um die Wasserfehde sind im Rittersaal der Burg Berwarstein bildlich dargestellt.
Hans von Trotha führte in den folgenden Jahren einen offenen Kleinkrieg gegen den Abt, der sich schließlich 1491 an Papst Innozenz VIII. wandte. Acht Jahre später – Papst Innozenz und Abt Henricus waren inzwischen gestorben – wurde Hans von Trotha von Papst Alexander VI. vor das päpstliche Gericht nach Rom geladen. Die Kirche wollte dort seine Kirchentreue untersuchen. Der Ritter weigerte sich aber, die Reise nach Rom anzutreten. Er verfasste einen Brief an den Papst, in dem er zwar seinen christlichen Glauben bekräftigte, gleichzeitig aber dem Borgia-Papst Sittenlosigkeit vorwarf. Der Papst war über diesen Brief so sehr erbost, dass er Hans von Trotha daraufhin mit dem Kirchenbann belegte.
Sein bisheriger Gönner, der Kurfürst, musste sich danach – um nicht ebenfalls mit dem Bann belegt zu werden – wohl oder übel von dem Ritter lossagen. 1496 sprach der römisch-deutsche König, der spätere Kaiser Maximilian I., gegen Hans von Trotha zusätzlich die Reichsacht aus. Kurfürst Philip entzog dem Ritter aber nur nach außen hin seine Gunst. Während der italienischen Kriege schickte er ihn vorübergehend an den französischen Königshof. Durch sein diplomatisches Geschick erwarb sich Hans von Trotha dort von König Ludwig XII. die militärische Auszeichnung Chevalier dÓr.
Als „italienische Kriege“ oder Renaissance-Kriege (grandi guerre d´Italia) werden verschiedene Kriege bezeichnet, die zwischen 1494 und 1559 hauptsächlich auf dem Gebiet des heutigen Italiens stattfanden. Es ging zwischen dem Haus Valois (französisches Königshaus) und dem Habsburger Reich um die Vorherrschaft in Europa. Alle wichtigen europäischen Staaten, die meisten italienischen Staaten und das osmanische Reich nahmen an den Kriegen teil. Die Bündnisse wechselten immer wieder, und auch die Kriegsziele veränderten sich immer wieder. Erst 1559 endete der Konflikt im Frieden von Cateau-Cambrésis zugunsten der Habsburger.
Burg Grafendahn:
An der Burg Grafendahn, die ca. 6 km nordwestlich vom Berwartstein liegt, zeigte Hans von Trotha kein Interesse. Schon um 1500 war sie als „unbewohnbar“ erklärt worden. Das zeigt, dass sie schon bei der Übergabe an Hans von Trotha marode gewesen sein muss. Gründe dafür könnten sein, dass die Burg stets einer Eigentümergemeinschaft gehört hatte, von denen sich niemand für Erhaltungsmaßnahmen zuständig fühlte.
Burg Grafendahn ist eine mittelalterliche Felsenburg und wird zur Dahner Burgengruppe gezählt. Sie liegt auf deutscher Seite des Wasgaus im südlichen Pfälzerwald. Zur Dahner Burgengruppe zählen die die drei Felsenburgen Altdahn, Grafendahn und Tanstein. Sie liegen nebeneinander auf einer langen Bergkuppe. 1287 wird die Burg Grafendahn von Konrad von Mursel (Lehnsmann der Bischöfe von Speyer, Enkel des Friedrich von Dahn) erbaut. Von Anfang an handelte es sich um eine Ganerbenburg, deren Besitz sich neben Konrad von Mursel noch 5 weitere Mitbesitzer teilten. 1425 wurde die Burg stark befestigt und ging 1437 an den Markgrafen von Baden. Kurfürst Friedrich der Siegreiche belagerte 1462 die Burg Grafendahn und eroberte und zerstörte sie schließlich. Sie wurde nicht mehr aufgebaut, war deshalb unbewohnbar.
Wie beschrieben, ließen die Sanktionen von Kaiser und Papst Hans von Trotha insgesamt kalt, sein Leben lang blieb der Haudegen unbesiegt. Er starb am 26. Oktober 1503 eines natürlichen Todes. Sein Leichnam wurde wegen der erfolgten Ächtungen nur vorläufig bestattet. Zwei Jahre später waren die Sanktionen aber aufgehoben und sein Leichnam konnte endlich mit allen kirchlichen Ehren in der St. Anna-Kapelle in Niederschlettenbach beigesetzt werden. Die Kapelle liegt ca. 4 km vom Berwartstein entfernt oberhalb der Mündung des Erlenbachs in die Wieslauter. Seit 1967 erinnert in der St. Anna-Kapelle eine Erinnerungstafel daran, dass hier Hans von Trotha beigesetzt ist.
Hans von Trotha muss als Mann von ca. 2 m Körpergröße eine imponierende Erscheinung gewesen sein, das wäre er auch nach unseren heutigen Maßstäben. Ins Volkstum ging er nicht nur als Raubritter ein, sein Name wurde im Lauf der Zeit auch immer mehr als Kinderschreck missbraucht. Angeblich findet Hans Trapp als „schwarzer Ritter“ keine Ruhe und muss nächtens durch den Wasgau ziehen. Auch in der Sage vom Jungfernsprung ist er verewigt und wird mit dem Unhold gleichgesetzt, der einer Jungfrau die Unschuld rauben will.
Sage vom Jungfernsprung:
Der Pfälzer Heimatdichter August Becker (geb. 27. April 1828 in Klingenmünster, gest. 23. März 1891 in Eisenach) erzählt die Sage vom Jungfernsprung folgendermaßen: Vor langer Zeit lebte in Dahn ein wunderschönes Mädchen. Eines Tages ging die junge Maid mal wieder im Dahner Wald Beeren pflücken. Plötzlich hörte sie hinter sich ein lautes Geräusch. Erschrocken drehte sie sich um und sah einen furchterregenden Mann auf einem Pferd vor sich. Es war der als Raubritter gefürchtete Hans Trapp. Die junge Frau bekam schreckliche Angst und lief weg, doch der Verfolger ließ nicht von ihr ab. So hastete sie immer weiter den Berg hinauf, bis sie plötzlich atemlos vor einem Abgrund stand. Die Flüchtige war am höchsten Punkt eines Felsens angekommen. Zurück konnte sie nicht mehr, denn den Rückweg versperrte ihr Verfolger. So sprang die junge Frau in ihrer Verzweiflung in die Tiefe. Doch jetzt geschah das Wunder: Der Wind verfing sich in ihren Röcken, die sich aufbauschten, und das Mädchen schwebte 70 Meter sanft und unverletzt zu Boden. Dort, wo sie mit den Füßen aufkam, entsprang eine Quelle. Soweit diese Sage! Der Felsen, von dem das Mädchen in die Tiefe sprang, heißt seitdem „Jungfernsprung“.
Auch im benachbarten Elsass muss der Name Hans Trapp dafür herhalten, unfolgsame Kinder zur Raison zu bringen. Der Nikolaus und das Christkind werden dort nicht von Knecht Ruprecht begleitet, sondern von Hans Trapp. Dargestellt wird er mit weißem Bart, Zipfelmütze und Rute. In Wissembourg und Umgebung finden im Advent Umzüge mit dem Christkind und Hans Trapp statt. Dabei singen die Kinder:
„Schoi, do kummt d`r Hans Trapp. ` Ar het a scheni Zepfelkapp`un e Bart wiss wie a Schimmel. Ar kummt vom schena Starnehimmel. Un bringt da Kinder a Ruada. Wu net dien singe un bata. Schoi, Hans Trapp, mir sin so klein un brav und folje daheim. Muesch net kumme mit dim Stacka. Denn mir kenne singe un oi bata.“
Es kann gut sein, dass Hans Trapp auch als Vorlage für den amerikanischen Santa Claus Pate stand. Der wurde nämlich 1863 vom Pfälzer Thomas Nast erfunden.
Thomas Nast kam am 27. September 1840 als Sohn eines Soldaten in ärmlichen Verhältnissen in einer Kaserne im pfälzischen Landau zur Welt. Aus der Not heraus verließ seine Mutter schon 1848 mit ihm und seiner Schwester die Pfalz und ging nach Amerika. Nach seiner Dienstzeit folgte drei Jahre später auch der Vater der Familie nach. Mit im Gepäck hatte Thomas Nast die Erinnerung an den Pfälzer Nikolaus und an Hans Trapp.
Geschichte des Berwartstein nach dem Tod Hans von Trotha bis heute:
1545 wechselten die Besitzer des Berwartsteins. Die Burg gelangte in den Besitz des Rittergeschlechts von Fleckenstein (bis 1637). 1591 wurde die Burg von einem durch Blitzschlag hervorgerufenem Brand vollkommen zerstört. In den folgenden 300 Jahren gab es immer wieder neue Besitzer des Berwartsteins. 1648 erhielt ein Freiherr von Waldeck das Lehen der Burg, die aber ein „zugrunde gerichtetes, oedtes, unbewohntes und zu bewohnen incapables Haus“ war. Die Burg wurde nie mehr vollkommen aufgebaut, es wurden immer wieder nur Teile der Burg instandgesetzt. 1793 wurde der Berwartstein als Adelsgut enteignet. Ende des 18. Jahrhunderts diente die Burg den umliegenden Bauern als Steinbruch, wobei Teile der Unter- und Vorburg abgetragen wurden. 1840 kam der Berwartstein in den Besitz der Familie von Waldenburg (meißnisch-thürigische edelfreie Adelsfamilie). Es folgten noch einige weitere Besitzerwechsel. Erst 1893 wird die Burg Berwartsein durch Hauptman a.D. Theodor Hoffmann, genannt von Baginsky , wieder aufgebaut, leider ohne Beachtung historischer Vorgaben. Erst spätere Restaurierungsarbeiten entfernten allzu phantasievolle Zubauten. 1922 wurde die Burg von Aksel Faber (geb. 29.10.1895 in Kopenhagen, gest. 18.06.1973 in Wien) aus Dänemark-Mexiko erworben. Ein gewisser Alfons Wadle hatte damals die Burgverwaltung inne. Die Familie Wadle ist seit 1955 alleiniger Besitzer und Bewohner der Burg Berwartstein.
Baubeschreibung:
Der Berwartstein ist mit seiner Oberburg in und auf einen Felsstock gebaut. Im 15. Jahrhundert kam noch eine Unterburg dazu, die den Burgfelsen fast umschließt. Sie ist also eine der Verstärkungen, die Hans von Trotha anlegen ließ. Die Burg besteht somit aus einer Hauptburg auf dem Burgfelsen und einer Vorburg im Norden und Osten. An der Ostseite ist eine Terrasse aufgeschüttet, die in Kriegszeiten als Kanonenplattform diente.
Unterburg:
An der Westseite des Burgfelsens befindet sich ein Torbau, die mittlere Toranlage des Zwingers. Wenn man heute zur Burg hochgeht, kommt man durch ein großes Vorwerk mit einer Bastionsspitze und den Resten eines Hufeisenturms. Im Nordwesten ist noch ein Rundturm aus dem 19. Jahrhundert vorhanden. Er wurde auf alten Fundamenten aufgebaut, im 2. Weltkrieg zerstört und wieder aufgebaut wurden.
Die an der Ostseite des Felsens gelegene Unterburg bildet die mittlere Burgzone. Zu sehen sind noch Pfostenlöcher, die auf dort angebaute Gebäude hindeuten. In dieser mittleren Burgzone befinden sich ingesamt 80 Meter lange Felsstollen. Diese Stollen enden in zwei großen Räumen, deren Decken von Mittelpfeilern getragen werden. Von der nördlichen Felskammer kann man über einen Treppenstollen zur höher gelegenen Oberburg gelangen. Außerdem stellten die Stollen die Verbindung vom Inneren der Burg zu zwei Batterietürmen her. Der Turm im Norden wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Kapelle ausgebaut, die mit mittelalterlichen Motiven ausgemalt wurde.
Oberburg:
Aus der Stauferzeit stammen die Buckelquader, mit der die Oberburg im Osten im unteren Bereich verkleidet ist. Die Burg, deren Fundamente und ein Teil des Kreuzgratgewölbes mit Mittelstütze aus dem 15. Jahrhundert stammen, wurde Ende des 19. Jahrhunderts und nochmal in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgestockt, sodass im Obergeschoß Wohnungen entstanden. Im nördlichen Abschluss des Burgfelsens befindet sich heute der sogenannte Rittersaal mit der Burggaststätte.
Verschiedene Treppen erlauben den Zugang zu einem Zwischenbau mit der Brunnenkammer. Der Burgbrunnen war lange Zeit verschüttet und wurde 1894/95 ausgeräumt. Er ist 104 Meter tief, hat einen Durchmesser von 2 Metern und stellte die Wasserversorgung der Burg auch in Belagerungszeiten sicher. Heute noch kann man aus ihm Wasser schöpfen. Vom Brunnenraum gelangt man in eine Felsenkammer, von der man vermutet, dass sie als Küche für die Mannschaften gedient hat.
Die mittlere Burgebene war von der Unterburg durch einen Felstunnel mit hölzernen Treppeneinbauten zugänglich. Bei Belagerungen konnte man die Holztreppen abreißen, sodass die Oberburg fast uneinnehmbar war. Bei den Räumen in der Oberburg handelt es sich teils um originale Felsenkammern, teils um Bauten aus dem späten 19. Jahrhunderts. So kann man heute eine Folterkammer, eine Waffenkammer und eine Schlafstube besichtigen. Zwei Altane waren im Mittelalter wohl überbaut. Das kann man an Arbeiten am Felsen noch erkennen. Die originalen Teile der Oberburg wurden Ende des 19. Jahrhunderts überbaut und verändert. Ebenso wurden die Turmähnlichen Aufbauten erst 1894/95 errichtet.
Palas:
1485 wurde der im spätgotischen Stil errichtete Palas an den Felsen angebaut. In ihm befindet sich der großer Rittersaal mit Rippengewölbe, der inzwischen als Burgschänke. genutzt wird. Zusätzlich wurde eine Küche in den Felsen gehauen, in dem sich das heutige Tafelmuseum befindet. Beide Räume waren wohl durch einen kleinen Aufzug miteinander verbunden. Der Aufzugschacht ist aber heute nicht mehr zu erkennen.
Die Burg Berwartstein ist heute neben dem Trifels eine der beliebtesten und meistbesuchten Burgen der Westpfalz. Ihr Aussehen, ihre einzigartige Lage und die sagenhaften Geschichten um den Ritter Hans Trapp sind für ihre Beliebtheit verantwortlich. Nach dem Wiederaufbau ist sie die einzige noch bewohnbare Burg im Wasgau. Sie steht heute inklusive des Vorwerks „Klein Frankreich“ unter Denkmalschutz.
Text: Heinz Wiedel
Adresse
Berwartstein
76891 Erlenbach bei Dahn
Eintrag aktualisiert am
Hans Trapp und der Berwartstein – das können Sie erwarten
Allgemeine Angaben
- Burg